Der im Jahre 1902 im Marburger Südviertel eingeweihte Friedrichsplatz erhielt seinen Namen vom späteren deutschen Kaiser Friedrich III.:
Friedrich wurde am 18.10.1831 als Sohn des späteren Kaisers Wilhelm I. (1797-1888) und der Augusta von Sachsen-Weimar (1811-1890) in Potsdam geboren. Erzogen von Ernst Curtius studierte er nach der üblichen militärischen Ausbildung an der Universität Bonn. Obwohl er zunächst von seiner Mutter und nach seiner Heirat am 25.1.1858 von seiner Frau Viktoria Adelheid Marie Luise (1840-1901), der Tochter Königin Victorias von Großbritannien, dominiert wurde, entwickelte er ausgeprägt liberale Ansichten: In Opposition zu seinem Vater lag ihm die Liberalisierung des politischen, kommunalen, wirtschaftlich-sozialen und evangelisch-kirchlichen Lebens am Herzen. Wiewohl Friedrich die exponierte Stellung der Krone in Preußen als nicht mehr zeitgemäß ansah, konnte er sich jedoch aufgrund seines monarchischen Selbstgefühls nicht mit einer parlamentarischen Regierungsweise anfreunden.
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Nachdem er bereits 1864 am Deutsch-Dänischen Krieg teilgenommen hatte, beeinflußte er 1866 im Deutschen Krieg mittels der von ihm geführten 2. Armee den Ausgang der Schlacht von Königgrätz (3.7.1866) entscheidend. 1870/71 standen im Deutsch-Französischen Krieg ((siehe auch Friedrich-Naumann-Straße) die in der 3. Armee vereinigten süddeutschen Truppen unter seinem Befehl, zu welchen auch die Marburger Jäger gehörten. In der jeweiligen militärischen Führung hielt sich Friedrich in der Regel an die Entscheidungen seines Generalstabschefs Leonhard Graf von Blumenthal (1810-1900). Sein leutseliges Wesen, das ihm auch den Spitznahmen "unser Fritz" einbrachte, soll großen Anteil an der für die Reichsgründung günstigen Stimmung in Süddeutschland gehabt haben. |
Allgemeine Deutsche Biographie, 49. Band: Nachträge bis 1899: Kaiser Friedrich III. - Hanstein, auf Veranlassung des Königs von Bayern, herausgegeben durch die historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften, Leipzig 1904
Neue Deutsche Biographie, 8. Band: Falck-Fyner, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1961
Bereits kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurden in vielen deutschen Städten Straßen, Plätze, Schulen und sonstige Einrichtungen nach herausragenden Personen der Partei bzw. der faschistischen Bewegung genannt. Auch Marburg machte da keine Ausnahme, da die Stadtverordnetenversammlung am 3. April 1933 nach einem Dringlichkeitsantrag der NSDAP folgende Umbennenungen beschloß:
a) Friedrichsplatz in Adolf-Hitler-Platz
b) Kasernenstraße in Hermann-Göring-Straße
c) Uferstraße in Bernhard-Rust-Straße
d) Nordschule in Schlageter-Schule
e) Oberrealschule in Adolf-Hitler-Schule
f) Südschule in Horst-Wessel-Schule
Weitere Umbenennungen erfolgten in den folgenden Jahren.
Einen Monat nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in Marburg wurde am 30.4.1945 neben neun Straßen, u.a. Biegenstraße, Krummbogen, Schulstraße, Universitätsstraße auch der Adolf-Hitler-Platz wieder in Friedrichsplatz umbenannt.
Zusammengestellt von Michael Korn
© 2005 Uhde@staff.uni-marburg.de, Stand: 21.09.1997