Von Staubsaugern, Aktenigeln und anderen Kuriositäten – Ein archivarischer Reisebericht

Dank bestem Wetter und einer zügigen Busfahrt erlebten die Studierenden der Archivschule Marburg am 3. Mai 2017 eine interessante Tagesexkursion nach Brauweiler und Köln. Auf dem Programm standen ein Besuch im Archiv- und Fortbildungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland sowie eine Visite im Historischen Archiv des Erzbistums Köln. Beide Institutionen hielten dabei eine Fülle an fachlichen Informationen und archivischen Kuriositäten bereit, die bei beiden Lehrgängen auf großes Interesse stießen. Begleitet wurde die Tagesexkursion von Dr. Dominik Haffer.

Den Anfang machte zunächst der Besuch in Brauweiler. Nach dem Empfang in der Abtei durch den Leiter des Archivberatungszentrums, Herrn Dr. Peter Weber, folgte eine Präsentation zum Aufbau und zu den Tätigkeitsfeldern der Abteilung, die neben der Beratung auch Fortbildungen und Dienstleistungen im Bereich der Digitalisierung, Verfilmung und Bestandshaltung anbietet.

Beispielhaft für das derzeitige Bemühen um eine Vernetzung der nichtstaatlichen Archivlandschaft wurde von Frau Dr. Claudia Kauertz und Frau Dr. Heike Bartel-Heuwinkel ein Hygiene-Set vorgestellt, das unter anderem einen Spezialstaubsauger für Archive enthält. Wer dahinter eine Präsentation ähnlich der des Saugblasers Heinzelmann im bekannten Loriot-Sketch vermutet, der irrt. Vielmehr wird anhand der Bereitstellung von solchen Hygiene-Sets an andere Archivträger deutlich, wie Kooperation und Förderung – gerade im Bereich Bestandserhaltung – im nichtstaatlichen Archivbereich aussieht.

Im Anschluss an die Präsentation folgte nach einem kleinen Umtrunk die Vorstellung der Restaurierungswerkstatt und des Technischen Zentrums für Bestandserhaltung (TZB). Letzteres ist maßgeblich im Zuge der Landesinitiative Substanzerhalt (LISE) tätig, einem Projekt des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Projekt ist auf die Entsäuerung von Archivgut ausgerichtet, richtet sich an nichtstaatliche Archive und wird noch bis Ende 2019 fortgeführt.

Mit diesen Eindrücken verabschiedeten sich die Lehrgänge in Richtung Köln, wo auch die Mittagspause verbracht wurde.

Der zweite Teil der Tagesexkursion fand im Historischen Archiv des Erzbistums Köln statt, das eigens für den Besuch der Archivschule mehrere Stationen vorbereitet hatte, die gruppenweise und im Wechsel durchlaufen wurden. Zunächst aber fand im Eingangsbereich die Begrüßung durch den Leiter, Herrn Ulrich Helbach, statt, der u.a. auf die Baugeschichte des Archivs einging. Die nachfolgenden Stationen befanden sich im Magazintrakt, im Lesesaal und in einem Sitzungssaal. Hier wurden unter Verwendung ausgewählter Bestände und Archivalien weiterführende Informationen gegeben. So berichteten Herr Helbach und Frau Lena Wormans über die Gesamtbestände des Hauses (etwa 750 Bestände) und explizit über die Unterlagen katholischer Organisationen. An vorderster Stelle sind hier das Archiv der Deutschen Bischofskonferenz und des Kommissariats der deutschen Bischöfe zu nennen, die zusammen knapp 10 Prozent des verwahrten Archivguts darstellen. Bei der zweiten Station erläuterten Herr Stefan Plettendorff und Frau Britt Pesch Maßnahmen der Digitalisierung und der elektronischen Archivierung und erlaubten den Studierenden einen Einblick in die derzeitige Nutzung des Archivguts. Die dritte Station befasste sich mit der Siegelsammlung des Hauses und mit ausgewählten Archivalien aus dem Urkunden- und Sammlungsbestand. Hier vermittelte die Auswahl von Herrn Dr. Joachim Oepen einen sehr anschaulichen und interessanten Überblick über die Besonderheiten und Kuriositäten des Archivs. Neben frühneuzeitlichen und modernen Papsturkunden sowie Architektenzeichnungen fand sich so auch ein „Aktenigel“ ein, eine fadengeheftete Akte zu Renten, die aus Urkunden mit anhängenden Siegeln bestand. Nach einem Gruppenfoto folgte schließlich die Rückreise nach Marburg.

Beiden Institutionen sei an dieser Stelle für den herzlichen Empfang und die gut konzipierten Führungen und Präsentationen gedankt, die dem theoretischen Unterricht durch Einblicke in die Berufspraxis wichtige und notwendige Informationen zur Seite stellen. In Erinnerung bleibt somit eine äußerst gelungene und abwechslungsreiche Tagesexkursion nach Brauweiler und Köln.

(Foto: Heike Bartel-Heuwinkel – LVR-AFZ)

(Foto: AEK)

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