Einblicke in die niederländische Archivlandschaft – Große Exkursion des 53. Wissenschaftlichen Lehrgangs

Ein einstimmender Besuch des Rijksmuseums Amsterdam belegte nicht nur die reiche Kunstgeschichte der Niederlande, sondern bot auch Einblicke in den Umgang mit der Kolonialgeschichte – ein weiteres Thema, das auch in den später besuchten Archiven immer wieder auftauchte. Wie Bestandserhaltung auf höchstem Niveau mit umfassender Öffentlichkeitsarbeit verbunden werden kann, zeigte die „Operation Night Watch“, bei der die vorbereitenden Arbeiten zur Restaurierung von Rembrandts Gemälde „Nachtwache“ nicht nur vor Ort verfolgt, sondern umfassend auch als Stream bei Youtube zugänglich sind.

Der zweite Tag startete mit Informationen zur Ausbildung von Archivarinnen und Archivaren in den Niederlanden. An der University of Applied Science Amsterdam begrüßte uns das „Team Archivistiek“, und Dr. de Haan und ihre Kolleginnen und Kollegen präsentierten die tiefgreifenden Änderungen und den aktuellen Stand der Archivarsausbildung in den Niederlanden. Der frühere Weg einer Professionalisierung über eine landesweite Archivschule ist nun unter anderem durch eine berufsbegleitende Ausbildung an der University of Applied Science Amsterdam ersetzt.

Das Stadtarchiv Amsterdam beeindruckte schon von außen als ehemaliges und prachtvolles Bankgebäude, und im Innern begrüßen ein Café und ein großer Shop die Besucher. Bei einer engagierten Führung durch die großzügigen Räumlichkeiten war unter anderem die umfangreiche Bürgerbeteiligung ein Thema, das für Nachfragen und Diskussionen sorgte.

Im Utrechter Archiv wurden wir am dritten Tag von Dr. Mieke Breij ebenfalls mit großem Engagement mit der Arbeit des Archivs bekannt gemacht. Auch hier konnte man unter anderem lernen, wie die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern zum Beispiel in Erschließungsarbeiten umgesetzt wird und wie eine moderne Lesesaalorganisation auf die sich wandelnden Nutzerinteressen eingeht.

Nach diesen Informationsbesuchen in zwei städtischen Archiven gab es am vierten Tag Einblicke in die Arbeit des Nationaal Archief Den Haag. Die bereits weit fortgeschrittene digitale Archivierung führte wie auch der Umgang mit der Kolonialgeschichte zu einer regen Diskussion. Mit einer Ausstellung, die herausragende Stationen der niederländischen Geschichte anhand von Archivgut erläutert und zugleich zu divergierenden Perspektiven auffordert, positioniert sich das Archiv zudem in aktuellen geschichtspolitischen Debatten.

Der abschließende fünfte Tag führte in das Amsterdam Museum, das in einem verwinkelten historischen Gebäude Stationen der Stadtgeschichte als Geschichte von Migration und Pluralität präsentierte. Eine Sammlung von Wappen wichtiger Amsterdamer Familien ermöglichte die praktische Umsetzung heraldischer Kenntnisse.

Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der besuchten Institutionen sei auch an dieser Stelle gedankt. Die Exkursion wurde von Prof. Dr. Thomas Henne als Mentor des 53. Wissenschaftlichen Lehrgangs geleitet.

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