Fachhochschulkurs begibt sich in den hohen Norden

Am 31. August war es soweit. Einige von uns hatten noch nicht ihre Koffer vom Sommerurlaub ausgepackt, da ging es schon wieder auf Reisen. Die große Exkursion des 52. Fachhochschullehrgangs, bei der traditionell die Archive eines europäischen Landes näher unter die Lupe genommen werden, stand an. Unser Ziel war Dänemark mit einem kurzen Abstecher nach Schweden.

Sollen uns die skandinavischen Länder laut OECD-Studien schon im Bildungssystem haushoch überlegen sein, wollten wir es bei der Betrachtung der dortigen Archivlandschaft ganz genau wissen. Können wir uns wertvolle Tipps und Anregungen holen? Oder können auch wir den hohen Norden mit Ideen bereichern?

Der Schwerpunkt unserer Exkursion lag im staatlichen Bereich, dem Besuch der verschiedenen Standorte des dänischen Reichsarchivs.

Wir begannen in Apenrade (Aabenraa) im Landesarchiv für Nordschleswig mit einer Einführung in das dänische Archivwesen sowie mit einem kurzen Abriss zur deutsch-dänischen Geschichte. Hierzu präsentierte uns  der Leiter des Hauses, Prof. Dr. Hans Schultz Hansen, auch die Ausstellung über die deutsche Besatzung Dänemarks im Zweiten Weltkrieg.

In den folgenden Tagen besuchten wir außerdem die Standorte in Odense und Kopenhagen. In Odense im Landesarchiv für Fünen wurde uns das beeindruckende Gebäude, mit seinen historischen Magazinräumen und dem hochmodernen Lesesaal, gezeigt. Unser zweiter Stopp in Odense war das dänische Datenarchiv (Dansk Data Arkiv). Die Besonderheit dieses Archivs liegt darin, dass die Einrichtung, die vergleichbar mit den deutschen Informations- und Dokumentationsstellen, wie z.B. dem GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, aus einem Archiv für Forschungsdaten erwachsen ist, dem staatlichen Archivbereich angegliedert ist.

Das Landesarchiv für Fünen in Odense

Ein Höhepunkt war der Besuch im Stadtarchiv Malmö/Schweden. Gute Öffentlichkeitsarbeit, auch das „Alles-unter-einem-Dach-Konzept“ des Malmöer Stadtarchivs, sowie die einladende Atmosphäre haben uns sehr überzeugt. Archive gehören in die Mitte der Öffentlichkeit, ein Punkt, den wir uns gern von Schweden abschauen. Am 2. September stand außerdem eine Abendveranstaltung mit dem Verein dänischer Archivare (Arkivforeningen) auf dem Programm, in deren Verlauf uns die Gelegenheit geboten wurde, das deutsche Archivwesen vorzustellen und mit dänischen Kollegen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Archivarsausbildung ins Gespräch zu kommen.

Der Abschluss unserer Exkursion war ein Besuch im Reichsarchiv in Kopenhagen, das das Staatsarchiv für das dänische Königshaus und die zentralen Staatsbehörden sowie die Hauptstadtregion ist. Im Vordergrund stand die Archivpädagogik. In Kopenhagen versucht man mittels digitaler Präsenz gerade die junge Generation ins Archiv zu locken und den Umgang mit Geschichte schmackhaft zu machen.

Die Exkursionswoche hat uns interessante Einblicke geboten. Die Archive in Dänemark sind vor allem auf dem Feld der Digitalisierung sehr weit, was eine nutzerfreundliche Atmosphäre schafft.  Insbesondere in Bezug auf Archivpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit haben wir eine ganze Reihe von Anregungen und Ideen mit nach Hause genommen. Wir sind dankbar von den Kollegen unseres Nachbarlandes so herzlich empfangen worden zu sein.

Text: Nadine Beiter, Melanie Köhler-Pfaffendorf

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