Archive im Aufbruch – Reisebericht zur Tagesexkursion nach Köln

Ein Besuch der kurzen Wege, der von Dr. Dominik Haffer organisiert wurde, führte zunächst in das Rheinische Bildarchiv der Stadt Köln und anschließend in das benachbarte Historische Archiv des Erzbistums Köln. So unterschiedlich beide Institutionen hinsichtlich ihrer fachlichen Aufgaben und verwahrten Archivalien auch sein mögen, so wurde doch eines sehr schnell deutlich – wir sahen zwei Archive im Aufbruch.


Dr. Johanna Gummlich bei der Erläuterung des Findsystems

Den Auftakt der Exkursion bildete das Rheinische Bildarchiv der Stadt Köln, eines der größten kunsthistorischen Bildarchive in Deutschland. Nach der Begrüßung durch Frau Dr. Johanna Gummlich erhielten die Studierenden sowie Referendarinnen und Referendare an drei Stationen Einblick in die Tätigkeit des Archivs. So konnte etwa anhand von Glasplatten der hohe Detailierungsgrad der Aufnahmen des 19. Jahrhunderts nachvollzogen und die Arbeit der institutseigenen Werkstatt bei der Bestandserhaltung beobachtet werden. Doch nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch wusste das Bildarchiv zu beeindrucken, denn die Frage nach dem Original ist nach diesem Besuch eindeutig schwerer zu beantworten. Schließlich traf man sogar noch auf einen alten Marburger Bekannten – den Marburger Index, der mittlerweile als „Spezialschema Köln“ im Rheinland angekommen ist. Die Ordnung des Bildarchivs und die Langlebigkeit dieses Systems vermochte Frau Dr. Gummlich an ausgewählten Beispielen sehr schön zu belegen. Erfreulich aus Sicht der Lehrgänge ist es zudem, dass das Rheinische Bildarchiv nicht nur in archivpädagogischer Sicht einen Schritt in die Zukunft geht, sondern durch den Umzug in ein neues städtisches Gebäude den gestiegenen Anforderungen an ein modernes Bildarchiv gerecht werden wird. Dieser Aufbruch wird zu verfolgen sein. Für die Besuchergruppe ging es jedoch zunächst in die Mittagspause, die in der Kölner Innenstadt verbracht wurde.

Kostbarkeiten des Bildarchivs

Kostbarkeiten des Bildarchivs

Der zweite Teil der Tagesexkursion führte in das Historische Archiv des Erzbistums Köln. Auch hier wurden die Lehrgänge nach einer Begrüßung durch den stellvertretenden Leiter, Herrn Dr. Joachim Oepen, an mehreren Stationen über das Aufgabenfeld des Archivs informiert. Zu den Beständen der katholischen Organisationen und zum Magazin selbst lieferte die erste Station interessante Details, etwa hinsichtlich einer möglichen Nachnutzung des Gebäudes und zu den Vorkehrungen im Katastrophenfall. Innovativ und anregend waren auch die Erläuterungen zur Einführung der elektronischen Akte in der Verwaltung des Erzbistums, die im Rahmen eines Projektberichts vorgestellt wurden. Es war zu erwarten, dass durch zahlreiche Fragen an dieser Station der Ablaufplanung ins Wanken geriet. Doch es sind genau diese Einblicke in zukünftige Aufgaben, die den Reiz der Tagesexkursionen ausmachen. Selbstverständlich durfte eine Zimelienschau im Lesesaal nicht fehlen, die Herr Dr. Oepen nutzte, um einen anschaulichen und interessanten Überblick über die Unterlagen des Archivs, u.a. über Papsturkunden und Siegel, zu vermitteln. Dabei wurde überdies nicht nur der unikale Charakter mancher Chronik, sondern auch die Bedeutung der katholischen Kirche als Mittler in der Entspannungspolitik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutlich.

Beide Institutionen ließen während des Besuchs der Archivschule Marburg erkennen, dass Archive in unterschiedlichsten Arbeitsfeldern eine stete Weiterentwicklung und Verbesserung erreichen können und müssen. Beiden Archiven sei daher für den herzlichen Empfang und die beeindruckenden Führungen und Präsentationen gedankt, welche zur Abrundung des theoretischen Unterrichts unverzichtbar sind. Wir sind gespannt, wie und wann wir uns wiedersehen.


Beide Kurse im Treppenhaus des historischen Archivs des Erzbistums Köln

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