Von der Lahn donauabwärts: Exkursion nach Regensburg, Wien und Sopron

Früh am Morgen des 2. September brachen die Studierenden des 56. Fachhochschulkurses mit ihrem Mentor Dr. Niklas Konzen im Reisebus zur fünftägigen Auslandsexkursion in Richtung Wien auf. Etappenziel auf der Hin- und Rückfahrt war Regensburg. Hier bot am ersten Reisetag Dr. Peter Styra, Leiter von Thurn und Taxis Hofbibliothek und Zentralarchiv, den Reisenden spannende Einblicke in Geschichte und Arbeit seines Hauses, das durch die historische Rolle der Fürstenfamilie als kaiserliche Beauftragte für die Reichspost und kaiserliche Vertreter beim Immerwährenden Reichstag auch für die Reichsgeschichte bedeutend ist. Auf der Rückreise am Freitag wurden diese Eindrücke durch eine Führung in den Räumlichkeiten des Immerwährenden Reichstags im alten Regensburger Rathaus ergänzt.

Die Reisegruppe im barocken Bibliothekssaal des fürstlichen Schlosses Thurn und Taxis. Der Saal wurde noch von den Vorbesitzern des Gebäudekomplexes, den Benediktinermönchen des Klosters St. Emmeram, in Auftrag gegeben. Bild: Peter Styra

In Wien angekommen, begaben sich die Reisenden am Dienstagmorgen in das historische Archivgebäude des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, dessen architektonische Besonderheiten wie auch zahlreiche archivalische Zimelien – darunter mit den Akten des Reichshofrats einen zentralen Bestand des Alten Reichs – MMag. Kathrin Kininger, HR Mag. Thomas Just und Dr. Ulrich Rasche in einer sehr unterhaltsamen und kenntnisreichen Führung vorstellten.

Kathrin Kininger erläutert das Bildprogramm der Wandgemälde im repräsentativen Treppenhaus des Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Bild: Niklas Konzen

Nach einem kurzen Fußmarsch ging es am Nachmittag zum Deutschordenszentralarchiv in unmittelbarer Nähe des Stephansdoms. Dort bot Mag. Bernhard Huber einen interessanten Einblick in die komplexe Geschichte des Archivs, das nicht nur Unterlagen der von Akkon über Venedig, die Marienburg und Mergentheim nach Wien gelangten Hochmeister, sondern auch zahlreicher, geographisch weit gestreuter Kommenden umfasst. Anschließend führte der Hochmeister des Deutschen Ordens, P. MMag. Dipl.-Bw. Frank Bayard, die Studierenden durch die Ordensschatzkammer.

Auch Unterlagen der Kommende Marburg wie dieses Kopialbuch liegen im Deutschordenszentralarchiv. Bild: Niklas Konzen

Am Mittwochmorgen fuhr die Gruppe zum Gasometer im südöstlichen Wiener Stadtteil Simmering, einem Baudenkmal der Industrialisierung, das seit 2001 das Wiener Stadt- und Landesarchiv beherbergt. Dr. Michaela Laichmann eröffnete den Studierenden hier einen sehr konkreten und praktischen Einblick in viele laufende Projekte und Entscheidungsprozesse aus dem archivischen Alltag des Hauses und führte durch das hochmoderne Magazin. Außerdem erhielt die Gruppe anlässlich der Begrüßung durch die Archivleiterin, Mag. Dr. Brigitte Rigele, die – sehr rege genutzte – Möglichkeit, Fragen zur Arbeit ihres Hauses zu stellen.

Zu schwer zum Wegtragen: Die Findelhausprotokolle im Wiener Stadt- und Landesarchiv werden nur in reprographierter Form vorgelegt. Bild: Niklas Konzen

Das besondere Flair einer internationalen Organisation mit Verkehrssprache Englisch, Sicherheitskontrollen am Eingang und einem internationalen Mitarbeiterstab konnten die Reisenden an der zweiten Station dieses Tages erleben, dem Archiv der Internationalen Atomenergiebehörde. Archivleiter Richard Lehane sowie Dr. Marta Riess und Mag. Elizabeth Kata führten in Geschichte und Bestände des Hauses ein, letztere gab darüber hinaus in einer Präsentation Tipps zur Nutzung von sozialen Medien und zur beruflichen Vernetzung.

Der vorletzte Exkursionstag führte die Reisenden schließlich in das Stadt- und Komitatsarchiv Sopron (Ödenburg) in Westungarn. Archivleiter Dr. Péter Dominkovits erläuterte zunächst die faszinierende Geschichte der königlichen Freistadt Sopron, die über weite Teile ihrer Geschichte von einer multiethnischen Bevölkerung aus Ungarn, Deutschen und Kroaten bewohnt wurde, und beantwortete zahlreiche Fragen zu seinem Haus sowie zum ungarischen Archivwesen. Anschließend führte Anita Dominkovitsné Szakács durch die weitverzweigten Altbaumagazine und bot zahlreiche Einblicke in die historischen Bestände, die in Sopron im Gegensatz zu den meisten anderen ungarischen Kommunalarchiven bis weit vor die Türkenkriege des 16. Jahrhunderts zurückreichen. Beide waren so zuvorkommend, ihre Ausführungen auf Deutsch zu halten.

Siehe auch den Bericht über den Besuch der Archivschule in Sopron.

Der freundliche Empfang in allen besuchten Archiven, das sonnige Spätsommerwetter, die abseits des Pflichtprogramms lockenden Sehenswürdigkeiten Wiens wie auch die angenehme, harmonische Stimmung in der Gruppe bewirkten, dass die Reisenden viele einmalige und spannende Eindrücke sowie positive Erinnerungen mit nach Hause nehmen konnten. Den Kolleg*innen in den besuchten Archiven sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.

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