Priorisierung ist von den Zielen der Digitalisierung abhängig!

Im Rahmen des DFG-Projekts Produktivpilot Digitalisierung von archivalischen Quellen fand am 6. Mai 2013 an der Archivschule Marburg der Workshop Priorisierung bei der Digitalisierung des Archivguts statt.

Am Vormittag stellte Frank Bischoff, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, das DFG-Projekt und seine Ziele vor. Mithilfe der exemplarischen Digitalisierung von mehreren Archivaliengattungen durch sechs Kooperationspartner sollen Erkenntnisse für die Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie für das deutsche Archivwesen gewonnen werden. In einem Impulsreferat erläuterte Niklaus Bütikofer, Universitätsarchiv Bern, Konzepte und Methoden der Priorisierung. Er ging dabei auch auf bereits vorliegende Modelle aus dem Ausland ein (SOUDAAM, NINCH-Guide). Clemens Rehm, Landesarchiv Baden-Württemberg, stellte die für den Nachmittag vorgesehenen Arbeitsgruppen vor. In der AG 1 sollten Priorisierungskriterien aus der Nutzerperspektive diskutiert werden. Die AG 2 befasste sich mit archivfachlichen Kriterien der Priorisierung und die AG 3 setzte sich intensiv mit den Rahmenbedingungen der Digitalisierung und den daraus erwachsenden Priorisierungskriterien auseinander.

Mit der im Titel genannten Aussage eröffnete die Leiterin der Archivschule Marburg Irmgard Becker die Zusammenfassung der Arbeitsgruppenergebnisse. Der Satz bezieht sich auf die Ergebnisse der AG 1. Das Nutzerinteresse, das die Ziele einer Digitalisierungsmaßnahme bestimmt, definiert die Priorisierungskriterien. AG 2 konnte zum einen feststellen, dass archivfachliche Kriterien, die sich auf vermeintliche Nutzerinteressen beziehen, immer an den tatsächlichen Nutzerinteressen gemessen werden müssen. Zum anderen kam sie zum Ergebnis, dass bei sehr flach erschlossenen Beständen die Defizite der Erschließung mit mehr Aufwand bei der Strukturierung der Digitalisate ausgeglichen werden können. Das ist der Mehrwert der Digitalisierung. Das Ergebnis der AG 3 macht eine Reihung von Priorisierungskriterien möglich. Zuerst müssen technische und wirtschaftliche Aspekte einer Digitalisierungsmaßnahme geprüft werden, bevor rechtliche und bestandserhalterische Fragen durch Priorisierungskriterien beantwortet werden.

Insgesamt hatte der Workshop einen hohen, sehr gut für das DFG-Projekt verwertbaren Ertrag. Die Ergebnisse eröffneten darüber hinaus Perspektiven, wie ein Kriterienkatalog für die Reihung der Priorisierungskriterien erarbeitet werden kann.
Das Ergebnis des Workshops wird beim 18. Archivwissenschaftlichen Kolloquium der Archivschule Marburg vom 26. – 27. November 2013 präsentiert und weiter diskutiert.

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