Studenten machen Unterlagen des Familien- und Firmenarchivs Gail für die Öffentlichkeit zugänglich. Präsentation des Findbuchs in der Archivschule Marburg

 
 
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Dr. Alexandra Lutz, Dr. Ludwig Brake vom Stadtarchiv Gießen sowie Kirsten Peuser und Maria Kobold aus dem 43. Fachhochschulkurs bei der Übergabe des Findbuches
 
21 Auszubildende an der Archivschule Marburg haben unter der Anleitung von Dr. Alexandra Lutz die historischen Unterlagen des Familien- und Firmenarchivs Gail erschlossen. Das Findbuch konnte am 3. Mai dem Giessener Stadtarchivar, Dr. Ludwig Brake, überreicht werden. Die Rauchwarenfabrik Georg Philipp Gail wurde im Januar 1812 in Gießen begründet und war eine der ersten Tabakfabriken in Hessen. Im Lauf des 19. Jahrhunderts konnte die Firma stark expandieren und Filialen in zahlreichen hessischen Dörfern sowie Niederlassungen in Amerika gründen. Sie stellte einen der wichtigsten Arbeitgeber im Raum Gießen dar. Zu einem Niedergang des Industriezweigs kam es erst seit den 1930er Jahren. Nicht nur der Krieg, sondern auch der Wandel der Konsumgewohnheiten führte schließlich zum Ende der Zigarrenherstellung. 1963 schlossen schließlich die Tore der Fabrik. Dem Stadtarchiv Gießen gelang es 2002, die historische Überlieferung der Familie und des Unternehmens zu sichern. Von den angehenden Archivaren des 43. Fachhochschulkurses wurde nun ein erster Teil des Bestandes zugänglich gemacht und in einem Findbuch erfasst. Bei der Verzeichnung der Unterlagen konnten die Studierenden manche Schätze entdecken.
 
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Dr. Ludwig Brake, Dr. Alexandra Lutz, Prof. Dr. Hans-Joachim Weimann, Maria Kobold und Kirsten Peuser bei der Betrachtung einer Gebäudeansicht der Tabakfabrik Gail
 
Denn unter den persönlichen Unterlagen der Familienmitglieder fanden sich nicht nur umfangreiche Korrespondenzen, sondern auch wertvolle Glasplatten-Fotographien aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert,  zahlreiche Reiseandenken, drei Millionen Reichsmark Inflationsgeld - und eine Nachthaube aus dem Jahr 1791. Der Bestand bietet zudem wertvolle Einblicke in die Geschichte des Unternehmens Gail und in die Entwicklung der Tabakindustrie in Hessen. Das Findbuch zu dem Bestand ist im Internet einsehbar: http://pcas23.archivschule.uni-marburg.de/gail/index.htm. Zusätzlich stehen im Stadtarchiv Gießen, in der Archivschule Marburg und im Staatsarchiv Marburg gedruckte Versionen des Findbuchs zur Verfügung. Die historischen Dokumente werden in der nächsten Woche wieder in das Stadtarchiv Gießen gebracht. Dort sind sie dann für jeden Interessierten zugänglich und einsehbar.        
Alexandra Lutz
 
© 2007  Uhde@staff.uni-marburg.de, Stand: 08.05.2007