Die heutige Johannes-Müller-Straße dürfte kurz nach der Biegenstraße Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sein. Auf einem Stadtpaln aus dem Jahre 1907 wurde eine Straße als "Grimmstraße" bezeichnet, welche parallel zu Biegenstraße und Mühlgraben verlief und in die Deutschhausstraße mündete. Da die Grimmstraße lange Zeit unbebaut war, wurde sie auch nicht in den Adreßbüchern der Stadt Marburg geführt. Auch der Zeitpunkt ihrer Benennung ist unbekannt.

1950 setzte schließlich die Bebauung der Grimmstraße ein. Inzwischen hatte aber eine neue Straße in der Stadtrandsiedlung den Namen "Brüder-Grimm-Straße" erhalten. Um eine Verwechslung mit der früher benannten Grimmstraße zu vermeiden, war eine Umbenennung einer der beiden Straßen notwendig. Anfang 1950 wandte sich das Stadtbauamt an den Magistrat mit dem Vorschlag, die bisherige "Grimmstraße" nach Oberbürgermeister a.D. Müller  zu benennen "zur Erinnerung an die außerordentlich verdienstvolle und fruchtbringende Tätigkeit in den Jahren 1913 bis 1933 und 1946-48 zum Wohle der Stadt Marburg".

Die Johannes Müller Straße

Am 6. März 1950 erklärte sich der Magistrat mit dem Vorschlag, die Grimmstraße in "Johannes-Müller-Straße" umzubenennen, einverstanden. Diese Ehrung sollte zum 70. Geburtstag Müllers ausgesprochen werden. Das Besondere an der Straßenbenennung war, daß sie erstmals noch zu Lebzeiten des Namensgebers stattfand. Da es sich bei der Straßenbenennung um eine Ehrung handelte, war gemäß § 48 der damaligen Hessischen Gemeindeordnung die Genehmigung der Stadtverordnetenversammlung notwendig. Der Magistrat leitete den Vorschlag daher den Stadtverordneten zu, die am 16. Juni 1950 darüber beriet und der Straßenumbenennung zustimmte. Der Beschluß wurde kurz darauf durch Bekanntmachung in der Marburger Presse veröffentlicht.


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